Das Wichtigste in Kürze
- Durch die sogenannte Rolloptimierung von Rohstoff-ETFs kann eine höhere Rendite erwirtschaftet werden
- Eine breite Diversifikation innerhalb des ETFs sichert ein vergleichsweise hohes Risiko-Rendite-Verhältnis
- Durch einen Aktienanteil von mehr als 50% lässt ein ETF eine Steueroptimierung nach dem Investmentsteuergesetz zu und profitiert vom maximalen Teilfreistellungsbetrag
Wie funktioniert ein Investment in Rohstoffe?
Ein Investment in Rohstoffe ist nur über sogenannte Terminkontrakte (Englisch: Futures) möglich. Futures sind Verträge über die Lieferung eines Rohstoffs, z.B. eines Fasses Rohöl, zu einem bestimmten Zeitpunkt für einen bestimmten Preis.
Der Kurs des börsengehandelten Terminkontraktes gibt dabei an, zu welchem Preis der Rohstoff am Tag der Lieferung den Besitzer wechselt. Zu jeder Zeit werden für einen Rohstoff mehrere Terminkontrakte gehandelt. Für Öl zum Beispiel kann man problemlos heute schon Futures mit einer Lieferung in drei Jahren kaufen. Produzenten und Endabnehmer können sich dadurch heute bereits für die Zukunft absichern.
Rohstoffindizes bilden die Wertentwicklung ebensolcher Terminkontrakte ab. Der aktuelle Kurs eines Rohstoffs, den man der Presse oder online entnehmen kann, ist dabei immer der Kurs für den Terminkontrakt, der als nächstes ausläuft. Dieser wird auch Frontmonats-Kontrakt genannt.
Bessere Performance durch Rolloptimierung
Es gibt verschiedene Strategien, wie Rohstoff-ETFs abgebildet werden können. Die einfachste und am weitesten verbreitete ist eine sogenannte Frontmonats-Rollierung. Dabei wird der Terminkontrakt gehalten, der im nächsten Monat ausläuft. Kurz bevor der Kontrakt fällig wird, wird dieser wieder verkauft und der nächst fällig werdende gekauft.
Der Frontmonats-Kontrakt wird sozusagen einen Monat weiter “gerollt”. Der Verkauf ist notwendig, da ansonsten der Rohstoff wirklich physisch geliefert werden würde. Dieser Vorgang wiederholt sich jeden Monat.
Ein Investor würde also zum Beispiel im Oktober einen Rohöl-Future kaufen, der im November ausläuft und diesen wieder kurz vor Lieferung im November verkaufen, um einen neuen Kontrakt mit Lieferung im Dezember zu kaufen.
So bildet sich eine Endlosschleife, die den Vorteil mit sich bringt, dass keine Lieferung stattfindet, der Anleger aber trotzdem die größtmögliche Annäherung zum Marktpreis des Rohstoffs erhält. Der Nachteil ist jedoch, dass diese Strategie stark von Contango und Backwardation betroffen ist.
Was sind Contango und Backwardation?
Ein Rohstoff befindet sich im Contango, wenn der Futures-Preis für ein zukünftiges Lieferdatum höher liegt als der aktuelle Marktpreis des Rohstoffs. Verantwortlich dafür können grundlegende Faktoren wie Lagerungs-, Finanzierungs- und Versicherungskosten sein (sogenannte “Cost-to-carry”).
Für die Frontmonats-Rollierung heißt das allerdings, dass der Kurs beim Neukauf eines Terminkontrakts höher liegt als der Verkaufspreis des alten Kontrakts. Effektiv ergibt sich somit eine negative Rendite.
Im Gegensatz dazu steht das Phänomen der Backwardation, welches das Prinzip des Contango auf den Kopf stellt. Hierbei ist der Preis des zukünftigen Terminkontrakts geringer als der aktuelle Marktpreis des Rohstoffs. Dies kann vorkommen, wenn der heutige Besitz des Rohstoffs vorteilhafter ist als wenn man den Rohstoff erst in der Zukunft besitzen würde; beispielsweise wenn man einen laufenden Produktionsprozess aufrechterhalten muss.
Dies wird als “Convenience-Rendite” bezeichnet, welche oft im umgekehrten Verhältnis zum Lagerbestand steht. Wenn die Lagerbestände niedrig sind, ist die Convenience-Rendite hoch, da der Rohstoff essenziell für die Produktion wird. Dadurch erhält der Anleger beim “Rollen” – also beim Verkauf des fällig werdenden und Kauf des zukünftigen Futures – eine positive (Roll-)Rendite.
Woher soll man aber nun wissen, wann man im Contango ist und wann man verkaufen und kaufen soll? An diesem Punkt setzt eine neue, smarte Anlagestrategie an: die Rolloptimierung. Diese versucht, die Kosten der Terminkontrakt-Rollierung zu minimieren und die Erträge zu maximieren.
Dies geschieht, indem Kontrakte mit dem geringsten Contango oder der steilsten Backwardation gekauft werden, wobei die Länge der Terminkontrakte – anders als bei der Frontmonats-Rollierug – variieren darf. So schließt der ETF nicht nur Terminkontrakte mit einer Länge von einem Monat ab, sondern kauft auch solche, deren Fälligkeitsdatum weiter in der Zukunft liegt.
Die meisten Rohstoffe-Futures sind übrigens so liquide, dass auch Terminkontrakte mit Fälligkeit in einem bis drei Jahren ohne große Kosten gekauft werden können.
Das Resultat: mehr Rendite und ein geringeres Risiko. Denn bei einer simplen Frontmonats-Rollierung ist man immer abhängig davon, ob der nächst fällig werdende Future teurer oder billiger ist als der aktuelle. Durch Rolloptimierung kann ein ETF sich den Terminkontrakt aussuchen, der die beste Rollrendite aufweist.
Diversifikation innerhalb des Rohstoff-ETFs
Eine der wichtigsten Grundregeln für alle ETF-Investoren lautet: Ein ETF ist nur so gut wie sein Index. Denn ein ETF bildet lediglich passiv die Wertentwicklung eines bestimmten Referenzindizes ab. Im Rohstoffbereich unterscheiden sich die verfügbaren Indizes vor allem in der Zusammensetzung der unterschiedlichen Rohstoff-Klassen, weshalb ein Anleger die notwendige Zeit und Energie darin investieren sollte, den für sich richtigen Index zu identifizieren.
Der weiter unten dargestellte und von Ginmon genutzte BNP Paribas-ETF basiert auf einem Index, der die Wertentwicklung eines breit gestreuten Korbs aus elf Rohstoffen abbildet. Diese lassen sich den drei wichtigsten Sektoren der Rohstoff-Welt zuordnen: Energiestoffe (z.B. Öl oder Gas), Industriemetalle (z.B. Kupfer oder Stahl) und Edelmetalle (z.B. Gold).
Die Gewichtung dieser Sektoren ist dabei relativ gleichmäßig. Dies ist wichtig, da Rohstoffe in sich bereits eine diversifizierte Anlageklasse ist. Jeder einzelne Rohstoff wird von unterschiedlichen Faktoren getrieben, welche jeweils unabhängig sowohl voneinander als auch von anderen Anlageklassen wie Aktien oder Anleihen sind.
Gas beispielsweise wird vornehmlich zum Heizen verwendet, weshalb Angebot und Nachfrage stark vom Wetter abhängen. Stahl hingegen wird insbesondere in der Bauwirtschaft verwendet, während sich Kupfer in fast jedem Elektronikartikel wiederfindet. Edelmetalle wie Gold auf der anderen Seite gelten als sicherer Hafen in unruhigen Zeiten.
Damit sich diese Diversifikationseffekte nicht in Luft auflösen, ist es wichtig, dass keine Rohstoffgruppe ein zu großes Gewicht hat. Dies ist bei dem BNP Paribas-ETF gegeben. Der Rohstoff-ETF von Lyxor hingegen, auf den einige Robo-Advisor setzen, ist sehr stark in den Bereichen Energierohstoffe und Nahrungsmittel & Lebendvieh konzentriert, wodurch sich ein großes Klumpenrisiko ergibt.
Letztere Rohstoff-Gruppe ist im BNP Paribas-ETF darüber hinaus erst gar nicht enthalten. Denn Investitionen in Nahrungsmittel und Lebendvieh werden häufig als ethisch fragwürdig betrachtet. Hinzu kommen diverse wissenschaftliche Studien, die zeigen, dass Nahrungsmittel so gut wie keinen positiven Effekt auf die Portfolioallokation haben (z.B. Bessler und Wolff (2015)).
Steueroptimierung von Rohstoff-ETFs
Mit der Investmentsteuerreform wurde Anfang 2018 auch die Teilfreistellung von der Abgeltungssteuer auf Erträge eingeführt. Seitdem müssen Privatanleger in Aktienfonds mit einem fortlaufenden Aktienanteil von mehr als 51% nur noch 70% der Erträge versteuern – 30% sind freigestellt. Bei Mischfonds mit einer Aktienquote von mindestens 25% sind immerhin noch 15% der Erträge von der Abgeltungssteuer befreit.
Nun ist man mit dem ETF aber doch in Rohstoffe investiert und nicht in Aktien, denken Sie sich bestimmt. Das stimmt im Grunde auch, nur funktioniert das Ganze bei Rohstoffen etwas anders. Der Gesetzgeber hat zum Anlegerschutz nämlich beschlossen, dass es in der EU für einen Investmentfonds nicht möglich sein soll, direkt in die bereits erwähnten Terminkontrakte zu investieren. „Vergisst” ein Fonds bzw. der entsprechende Fondsmanager nämlich die Rollierung der Terminkontrakte, so werden die Rohstoffe tatsächlich geliefert. Letztendlich würde der Privatanleger die Kosten für diesen Fauxpas tragen.
Deshalb ist die Investition in Rohstoffe nur durch sogenannte Total-Return-Swaps mit einer Investmentbank möglich. Bei einem solchen Swap werden schlicht und einfach die Renditen (“Total Return”) zweier Portfolios getauscht (“geswapt”).
Im Fall von Rohstoff-ETFs heißt das: Der ETF-Anbieter investiert in einen Korb von Wertpapieren. Der bereits erwähnte BNP Paribas-ETF zum Beispiel hielt zum Stichtag 31.12.2019 Aktien der Allianz (6,81%), von SAP (3,14%) oder der Deutschen Börse (3,00%).
Die Investmentbank auf der anderen Seite investiert direkt in ein Rohstoffportfolio, dessen Gewichtung dem zugrunde liegenden Index des ETFs entspricht. Die Renditen des Wertpapier- und des Rohstoffportfolios werden dann einfach getauscht. So erhält der Anleger die Rendite des Rohstoffindex und die Investmentbank die Rendite des Wertpapierkorbes.
Wenn der ETF nun mindestens 51% Aktien im Wertpapierkorb hält, erfüllt dieser die rechtlichen Bedingungen für eine Teilfreistellung in Höhe von 30%. Dadurch profitieren Anleger von einer geringeren Steuerlast.
Bei der Wahl des richtigen Rohstoff-ETFs sollte daher besonders darauf geachtet werden, was für Wertpapiere der ETF im Wertpapierkorb hinterlegt. Aus steuerlichen Gesichtspunkten sollte der ETF immer mindestens 51% in Aktien investiert sein, um vom maximalen Teilfreistellungsbetrag zu profitieren.
Wie wählt Ginmon Rohstoff-ETFs aus?
Wir bei Ginmon stecken viel Arbeit in die Auswahl der richtigen ETFs – und das zahlt sich aus. Viele andere Vermögensverwalter, wie etwa Scalable Capital, setzen im Rohstoff-Bereich auf den Invesco Bloomberg Commodity ex-Agriculture (ISIN: IE00BYXYX52) oder, wie beispielsweise Whitebox, auf den Lyxor Commodities Thomson Reuters/CoreCommodity (ISIN: LU1829218749).
Wir hingegen haben uns für einen ETF von BNP Paribas entschieden (BNP Paribas Energy & Metals Enhanced Roll, ISIN: LU1291109616).
Der BNP Paribas Rohstoff-ETF ist durch die laufende Rolloptimierung, die bessere Diversifikation und auch seine Steueroptimierung deutlich effizienter aufgebaut als vergleichbare ETFs. Und das spiegelt sich auch in der Performance wider.
Im Betrachtungszeitraum von Anfang Januar 2018 bis Ende Juni hat der ETF von BNP Paribas sage und schreibe 14,7% mehr Rendite erwirtschaftet als der ETF von Lyxor. Im Vergleich zum ETF von Invesco ist das Ergebnis ähnlich überwältigend. Der BNP Paribas ETF konnte 11,3% mehr Rendite erwirtschaften.
Doch woher kommt dieser große Performance-Unterschied? Verglichen mit dem Lyxor-ETF ist der BNP Paribas-ETF deutlich besser diversifiziert. Zudem setzt letztgenannter (anders als die von anderen Anbietern genutzten ETFs von Invesco oder Lyxor) die eingangs beschriebene, smarte Rolloptimierung ein.
Letztere sorgte zum Beispiel dafür, dass der BNP Paribas-ETF ganze 11,3% besser performt hat als der Lyxor-ETF in diesem Zeitraum. Die bessere Diversifikation brachte weitere 3,5% Rendite zusätzlich ein.
Aber es kommt noch besser: der Maximum Drawdown – also der maximale Wertrückgang, wenn man zum schlechtesten Zeitpunkt ge- und wieder verkauft hätte – war bei dem von uns genutzten ETF um 21,4 Prozentpunkte geringer als der des Lyxor-ETFs. Auch konnte der BNP Paribas-ETF einen um 11,2 Prozentpunkte geringeren Maximum Drawdown als der Invesco-ETF aufweisen.
Und das, obwohl die Corona-Krise und die damit verbundenen Kurseinbrüche die Kapital- und Rohstoffmärkte in 2020 schwer getroffen haben.
Dies zeigt auf beeindruckende Art und Weise, wie wichtig die Auswahl des richtigen (Rohstoff-)ETFs sein kann. Rohstoff ist eben nicht gleich Rohstoff.