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2022: ein historisch dramatisches Jahr für Anleihen
Die Leitzinsen steigen so schnell wie lange nicht
Man kann die Kausalität von Anleiherendite und den Leitzinsen der Zentralbanken nicht verleugnen. Mit steigenden Leitzinsen steigen auch die Zinsen auf neu emittierte Anleihen. Als Folge dessen, um die bereits gehandelten Anleihen, welche noch zu niedrigeren Zinssätzen begeben wurden, im Vergleich weiterhin attraktiv zu halten, sinkt deren Kurs.
Und bei dieser Politik war die amerikanische Federal Reserve Bank nicht alleine – in der Eurozone wurden die Zinsen im zweiten und dritten Quartal 2022 ebenfalls rasant angehoben. Hier lag der Einlagenzins zuvor noch bei minus 0,5%, bevor er im zweiten Halbjahr 2022 auf +1,5% angehoben wurde. Christine Lagarde, Präsidentin der EZB, begründete den rasanten Anstieg als eine Reaktion auf die Inflation, welche “deutlich zu hoch” sei. So starke Leitzinserhöhungen hatte es zuvor in der Eurozone noch nie gegeben.
Das schlechteste Anleihen-Jahr seit 1788
Dies führte im Anleihemarkt zu drastischen Verlusten. So verloren vor allem langlaufende Anleihen deutlich an Wert. Dies liegt an der höheren Duration im Vergleich zu kürzer laufenden Anleihen. Durch die niedrigen Zinsen in den vergangenen Jahren war die Nachfrage nach langlaufenden Anleihen in 2021, wie zum Beispiel der 50-jährigen mexikanischen Staatsanleihe, noch sehr hoch gewesen. Dies erklärte sich vor allem durch den Mangel an (positiv) rentablen Alternativen. Schließlich boten damals deutsche Bundesanleihen größtenteils eine negative Verzinsung.
Obwohl die Verluste enorm sind, beziehen sich diese jedoch nicht nur auf langlaufende Anleihen. Auch kürzere Anleihen verzeichneten teilweise das schlechteste Jahr seit Langem. Eine derartige Entwicklung ist historisch gesehen äußerst unüblich. Denn betrachtet man einmal die jährliche Wertentwicklung von Anleihen in den vergangenen Jahren, so erkennt man, dass 2022 einen der größten Wertverluste überhaupt einbrachte. Dies ist besonders deutlich am Beispiel der 10-jährigen amerikanischen Staatsanleihen sichtbar.
Zinsentwicklung drückt Tech-Aktien
Im Gegensatz zu Value-Unternehmen weisen Wachstums-Unternehmen für gewöhnlich eine höhere Schuldenquote auf. Ihre Umsätze wachsen zwar schnell, allerdings von einem geringen Niveau aus. Die Substanz ist also noch nicht in dem Maße gegeben wie z.B. bei alt-eingesessenen Industrie-Unternehmen. Ihr Wachstum finanzieren sie durch Schulden statt durch Gewinne.
Das Jahr 2022 war also eine außergewöhnliche Zeit für die Kapitalmärkte. Die Inflation war so hoch wie lange nicht mehr, die Notenbanken reagierten mit einer aggressiven Zinspolitik und Anleihen verzeichneten ein wahres Horrorjahr wie seit über 200 Jahren nicht mehr. Nun bleibt nur noch abzuwarten, wie sich 2023 entwickelt. Was die Inflation angeht, zeigten die Indikatoren zuletzt bereits in die richtige Richtung – nämlich nach unten.
Die Inhalte dieses Artikels stellen keine Anlageberatung oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten dar. Dieser Artikel ersetzt keine Rechts- oder Steuerberatung und dient ausschließlich Diskussionszwecken. Die in diesem Artikel vertretenen Meinungen stellen die aktuelle Einschätzung von Ginmon dar, die sich ohne vorherige Ankündigung ändern kann. Ginmon übernimmt keine Garantie für die Richtigkeit und Vollständigkeit der dargestellten Informationen. Frühere Wertentwicklungen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen. Geldanlagen am Kapitalmarkt sind mit Risiken verbunden. Bitte lesen Sie unseren Risikohinweis.
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¹ Zielrenditen sind Prognosen und kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen.
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