Wie sicher ist die Rente?
Altersvorsorge ist ein komplexes Thema, welches mit vielen Unwägbarkeiten und Fragen daherkommt. Eine davon ist, die Höhe der späteren monatlichen Rente abzuschätzen. Zwar verschickt die Deutsche Rentenversicherung einmal im Jahr eine Renteninformation an alle Beitragszahler, aus der die voraussichtliche zukünftige Rente hervorgeht. Doch sind dies keineswegs bindende Angaben. Die Rente kann höher oder aber – was wahrscheinlicher ist – niedriger ausfallen.
Der Grund: der demografische Wandel führt dazu, dass das gesetzliche Umlagesystem unter immer größeren Druck gerät. Während im Jahr 1992 noch 2,7 Beitragszahler einem Rentner gegenüberstanden, ist diese Zahl bis 2019 auf 2,0 gesunken. Im Jahr 2033 erwartet das Statistische Bundesamt, dass nur noch 1,5 Arbeitnehmer auf einen Rentner kommen. Um das Umlagesystem am Leben zu erhalten, sind eine Senkung des Rentenniveaus oder die Erhöhung des Renteneintrittsalters die einzigen nachhaltigen Lösungen. Eine Arbeitsgruppe des Bundeswirtschaftsministeriums hat im Jahr 2021 bereits die Erhöhung des Renteneintrittsalters auf 68 Jahre vorgeschlagen.
Wie hoch wird meine Rente einmal sein?
Trotz dieses enormen Drucks möchten wir Stand heute erst einmal noch davon ausgehen, dass die Renten nicht wie prognostiziert sinken. Wie kann man dann abschätzen, wie viel Rente man später einmal erhalten wird? Die Deutsche Rentenversicherung gibt hierfür auf ihrer Website ein relativ kompliziertes Verfahren an. Wem eine grobe Schätzung reicht, der kann sich mit der folgenden Formel helfen:
Diese Berechnung ist simpel und ermöglicht es jedem, seine zukünftigen Rentenansprüche einfach abzuschätzen. Sie weicht zwar leicht von der Berechnungsweise der Deutschen Rentenversicherung ab, ist aber nah genug dran, um eine gute Einschätzung zu gewährleisten.
Wer z.B. € 5.000 brutto pro Monat verdient und diesen Schnitt über 40 Beitragsjahre halten kann, der kann mit einer monatlichen Rente von ca. € 2.000 rechnen. So kann man z.B. auch den Effekt einer Gehaltserhöhung auf die spätere Rente schätzen. Angenommen das Gehalt stiege um € 1.000 pro Monat und es blieben noch 15 Beitragsjahre bis zur Rente, dann würde die Gehaltserhöhung zu einem Rentenplus von € 150 pro Monat führen.
Wird meine Rente im Alter reichen?
Doch wie viel Geld braucht man überhaupt im Alter? Das hängt immer von den individuellen Lebensumständen ab. Wohne ich zur Miete oder im Eigenheim? Wie viele Autos muss ich unterhalten? Wie viele Enkelkinder erwarten Weihnachtsgeschenke von mir?
All das sind Fragen, die man im Vorhinein noch gar nicht verlässlich abschätzen kann, die aber einen großen Einfluss darauf haben, wie viel Geld man im Alter monatlich benötigt. Ganz grob kann man jedoch damit rechnen, dass man als Rentner 50% des durchschnittlichen monatlichen Brutto-Einkommens benötigt. Dies ist leicht höher als das von der Bundesregierung angestrebte Rentenniveau von 48 %. Die Differenz zwischen der gesetzlich gezahlten Rente und dem, was benötigt wird, bezeichnet man als Rentenlücke. Hierzu ein kleines Rechenbeispiel.
Nehmen wir ein durchschnittliches Bruttogehalt von € 3.000 über das gesamte Leben einer Person an, wird diese Person im Alter einen monatlichen Betrag von € 1.500 benötigen, um ihren Lebensstandard halten zu können. Die gesetzliche Rente pro Monat würde dann, wenn wir die oben genannte Formel anwenden, nach 40 Beitragsjahren voraussichtlich € 1.200 betragen. Daraus ergibt sich eine Rentenlücke von € 300, die diese Person jeden Monat durch private Ersparnisse überbrücken muss, um ihren Lebensstandard nicht aufgeben zu müssen.
Wichtig ist jedoch, dass bei einem monatlichen Bruttogehalt von € 7.050 der maximale Rentenbeitragssatz von € 1.311,30 erreicht ist. Ab diesem Gehalt die zu leistende Beitragszahlung gedeckelt und damit auch der zukünftige Auszahlungsbetrag der gesetzlichen Rente. Daher nimmt die erwartete Rentenlücke ab einem Bruttogehalt von € 84.600 im Jahr überproportional zu, da die Kosten des Lebensstandards typischerweise weiter ansteigen, der Rentenbeitrag jedoch konstant bleibt. Für Menschen mit einem hohen Einkommen bietet sich dadurch zwar während des Erwerbstätigenlebens eine geringere prozentuale Belastung durch den Rentenbeitrag, aus der sich jedoch im Alter eine größere Rentenlücke ergibt.
Wie viel muss ich bis Renteneintritt ansparen, um die Rentenlücke zu schließen?
Entscheidend ist nun also, wie viel Vermögen man bis zum Renteneintritt gespart haben sollten, um diese Rentenlücke füllen zu können. Ein wichtiger Aspekt, der hier nicht vergessen werden sollte, ist die Lebenserwartung. Wenn man sich im Ruhestand auf private Ersparnisse verlässt bzw. verlassen muss, besteht immer das Risiko, dass man länger lebt als das Geld reicht. Anders als die lebenslang garantierte gesetzliche Rente können die Ersparnisse irgendwann ausgehen. Um daher die Höhe der benötigten Ersparnisse ermitteln zu können, benötigt man nicht nur das Wissen über die Höhe der erwarteten Rentenlücke, sondern es bedarf auch einer realistischen Abschätzung der eigenen Lebenserwartung.
Auch hierzu ein kleines Rechenbeispiel, um die Relevanz der angenommenen Lebenserwartung zu verdeutlichen. Hierbei lassen wir den Wunsch, ein Erbe zu hinterlassen, außen vor und gehen von einem Renteneintrittsalter von 67 Jahren aus.
Die angegebenen Werte ergeben sich, wenn wir eine Investition des benötigten Vermögens am Aktienmarkt unterstellen. Würde das Geld bar auf der Bank liegen, wäre aufgrund eines negativen Realzinses eine wesentlich höhere Summe erforderlich. Die Grafik zeigt, dass z.B. bei einer Lebenserwartung von 80 Jahren und einem durchschnittlichen Lebens-Bruttolohn von € 3.000 bis zur Rente ca. € 32.540 angespart werden müssten. Bei einer Lebenserwartung von 100 Jahren steigt diese Summe auf ca. € 57.731. Bei höheren Gehältern sind aufgrund der höheren Rentenlücke deutlich mehr Ersparnisse erforderlich.
Unterschätzen Sie nicht Ihren Anlagehorizont im Alter!
Eine Tatsache, die viele Menschen unterschätzen, ist, dass auch zum Renteneintritt noch ein langer Anlagehorizont vorliegt. Die Vorstellung, dass ein gewisses Vermögen zum Renteneintritt quasi “in bar” vorliegen muss, ist eine der häufigsten Fehleinschätzungen von Privatanlegern. Denn auch im Rentenalter besteht die Möglichkeit einer langfristigen Geldanlage. Wer heute 65 Jahre alt ist, hat im Schnitt noch 18 schöne Jahre vor sich – Tendenz stark steigend. Auch mit Mitte 60 ist es also immer noch realistisch, mit einem Anlagehorizont von bis zu 20 Jahren zu rechnen. Einer Investition am Aktienmarkt steht einem also auch als Rentner nichts im Wege.
Das hat den Vorteil, dass der Teil der Ersparnisse, der nicht mittelfristig – d.h. in den nächsten drei Jahren – zur Deckung des Lebensunterhalts benötigt wird, weiter renditestark angelegt werden kann. Mit der Folge, dass man zum Renteneintritt deutlich weniger angespart haben muss, als wenn man das Geld zu 100 % bar auf der Bank oder unter der Matratze parken würde. Denn als Faustregel kann man sagen, dass sich am Aktienmarkt angelegtes Geld im Durchschnitt alle zehn Jahre verdoppelt.
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