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Inflation, Zinsen und ein starkes Europa

In letzter Zeit liest und hört man viel über Inflation und steigende Zinsen. Seit Ihrem Höhepunkt im letzten Sommer 2022 beeinflusst die Inflation stark die Kapitalmärkte. Und aktuell stehen wieder neue Herausforderungen im Raum, wie eine drohende Bankenkrise oder eine nahende Rezession. Doch bei alldem wird in den Medien die Stärke europäischer Unternehmen kaum beachtet. Lesen Sie unsere Analyse und Einschätzung zur weiteren Entwicklung von Inflation, Unternehmen in Europa und aktueller Rezessions-Angst.
Inflation, Zinsen und ein starkes Europa

Sinkt die Inflation weiter?

Im November 2022, haben wir in unserem Marktkommentar „Das Ende der Inflation“ darauf hingewiesen, dass die Inflationstreiber bereits abflachen und auch Volkswirte davon ausgehen, dass die Verbraucherpreise ihren Höhepunkt bereits hinter sich gelassen haben. Ein Blick auf die aktuellen Daten bestätigt unsere These. So sank die Inflation seit Sommer stetig ab. Die neuesten Daten im Januar 2023 lieferten eine Verbraucherpreissteigerung im Vergleich zum Vorjahr von 

  • 6 % in den USA und
  • 9,9 % in der EU 
Doch wie geht es weiter? Wenn wir uns die Geschichte der Inflation ansehen, können wir feststellen, dass der aktuelle Verlauf sehr ähnlich zu den letzten 22 Inflationszyklen der G-7 Staaten ist, die einen Höhepunkt von über 4 % erreichten.
Quelle: Austin Brown, Engelhart; Stand: 29.03.2023

Wenn sich der aktuelle Trend fortsetzt, könnte die Inflation Mitte dieses Jahres kurzfristige auf einem Plateau verharren. Trotzdem glauben Ökonomen, dass die Inflation langfristig wieder sinken wird. Große Investoren wie Warren Buffett machen sich wenig Sorgen über den aktuellen Zustand der Märkte, da sie stets langfristig denken.

 

Ein starkes Europa

Investoren auf der ganzen Welt achten auf die Inflations- und Leitzinsdaten, aber die bemerkenswerte Performance europäischer Aktien in den letzten sechs Monaten wurde weitgehend übersehen. Der Europe 50 Index, der wichtige europäische Unternehmen enthält, erzielte eine Rendite von über 29 %. Ebenso beeindruckend war die Performance des Dax 40, der die 40 größten deutschen Unternehmen enthält und eine Rendite von über 28 % erzielte. Beide Indizes übertrafen den weltweiten Durchschnitt (MSCI World) und amerikanische Aktien (S&P 500) deutlich.

Quelle: Tradingview; Stand: 29.03.2023

Ein Grund für diesen Renditeunterschied ist das derzeitige Zinsumfeld, das in den USA höher ist als in Europa. Das wirkt sich besonders auf die Rendite von Technologie-Unternehmen aus, die einen Großteil der größten US-Firmen ausmachen. Es ist jedoch nicht zu spät, um von dieser Rallye zu profitieren. Antizyklische Investoren sehen jetzt Chancen für den Einstieg in Wertpapiere, die in den letzten Monaten weniger stark gestiegen sind.

Treiben uns Zinsen und Banken in eine Rezession?

Die Zentralbanken haben in der Vergangenheit oft kurzfristige Zinserhöhungen vorgenommen, die den Druck im Finanzmarkt stark erhöht haben. So hat die letzte Anpassung zu drastischen Einbrüchen von Banken wie die Silicon Valley Bank, die Signature Bank und die Credit Suisse geführt. Die Anleger wurden verunsichert, was zu einem Rückgang des Kaufinteresses und des Risikoappetits an den Börsen führte. Goldman Sachs befürchtet, dass Kleinbanken in Zukunft weniger Kredite vergeben werden und dass dies negative Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum haben wird. Experten schätzen die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den USA auf 60 Prozent und erwarten, dass sie innerhalb der nächsten 12 Monate eintreten könnte.

Was bedeutet das für Anleger? 

Die Aktienmärkte sind ein Hinweis darauf, wie sich die Wirtschaft in Zukunft entwickeln könnte, nicht wie sie gerade aussieht. Das ist besonders wichtig, wenn es um Rezessionen geht. Es ist wichtig daran zu erinnern, dass private Anleger oft dazu neigen, in wirtschaftlichen Krisen wie Rezessionen ihre Aktien zu verkaufen. Allerdings sind die Kurse in der Regel schon Monate im Voraus von wirtschaftlichen Entwicklungen beeinflusst worden.

Im vergangenen Jahr haben wir zu diesem Phänomen untersucht, wie sich Aktienkurse während acht Rezessionen in verschiedenen Ländern und Kontinenten entwickelt haben. Wir haben dafür den lokalen Aktienindex als Grundlage genommen und bei der Coronakrise den MSCI World betrachtet.
Quelle: Ginmon, Bloomberg, MSCI, St. Louis Fed, NBER, Eurostat, Civic Science, Stand 29.03.2023

Unsere Untersuchung zeigt: Die Aktienmärkte erreichen im Durchschnitt 7 Monate (200 Tage) vor dem Ende einer Rezession ihren Tiefpunkt. In dieser Phase steigen die Kurse im Schnitt um 47 Prozent, obwohl die Wirtschaft noch nicht vollständig erholt ist. 

Fazit: Es wäre also wichtig und richtig, antizyklisch und regelbasiert zu investieren – aber nur wenige Anleger tun dies. Somit kann eine Rezession tatsächlich ein guter Zeitpunkt zum Einstieg sein, entgegen der landläufigen Meinung.

Die Inhalte dieses Artikels stellen keine Anlageberatung oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten dar. Dieser Artikel ersetzt keine Rechts- oder Steuerberatung und dient ausschließlich Diskussionszwecken. Die in diesem Artikel vertretenen Meinungen stellen die aktuelle Einschätzung von Ginmon dar, die sich ohne vorherige Ankündigung ändern kann. Ginmon übernimmt keine Garantie für die Richtigkeit und Vollständigkeit der dargestellten Informationen. Frühere Wertentwicklungen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen. Geldanlagen am Kapitalmarkt sind mit Risiken verbunden. Bitte lesen Sie unseren Risikohinweis.

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¹ Zielrenditen sind Prognosen und kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen.

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