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Führt die Zero-Covid-Politik China in eine Rezession?

China gilt als “Fabrik der Welt”. Das Label “Made in China” ist überall zu finden, kaum ein Produkt kommt heute ohne mindestens Zwischenerzeugnisse aus China aus. Dies ist einer der Gründe dafür, dass die wirtschaftliche Entwicklung des Reichs der Mitte auch für andere Volkswirtschaften wegweisend sein kann. In den vergangenen Monaten kommen immer häufiger überraschend schwache Wirtschaftszahlen aus China. Welche Auswirkungen könnte das auf die Weltwirtschaft haben und wie reagiert der chinesische Staat darauf?
Führt die Zero-Covid-Politik China in eine Rezession?

Alle Augen auf China

In den letzten Monaten und Jahren gab es viele Gründe, weshalb China in den medialen Mittelpunkt gerückt ist, einer davon ist die essenzielle Rolle des Landes in der Weltwirtschaft. Durch billige Arbeitskräfte und Rohstoffreichtum konnte sich China weltweit als die bevorzugte Produktionsstätte etablieren und ist so nicht mehr aus einer globalisierten Welt wegzudenken. Mit dieser engen Integration entstehen jedoch auch Risiken, welche wir im Rahmen der Coronapandemie bereits zu spüren bekommen haben. Die Folge von Lockdowns, Fabrikschließungen und verworfenen Lieferketten sind hohe Inflationsraten, welche wir derzeit zu spüren bekommen. Die Corona-Lage in China hat über Umwege einen wesentlichen Einfluss auf die aktuelle Situation bei uns in Deutschland. China fährt eine strikte Zero-Covid-Politik und bekämpft jeden Ausbruch mit Lockdowns, Massentestungen und wochenlanger Quarantäne. Umso gespannter schauen Ökonomen derzeit auf die neusten Zahlen aus China, sei es zur Pandemie oder auch zum volkswirtschaftlichen Geschehen. Eine wichtige Kennzahl hierbei ist das Wachstum der Industrieproduktion, welches wir in der folgenden Grafik dargestellt haben.
Quelle: Ginmon, National Bureau of Statistics of China; Stand 30.04.2022
Deutlich zu erkennen ist, dass Chinas Industrieproduktion im April 2022 unerwartet um 2,9 % gegenüber dem Vorjahr gesunken ist. Damit ist das Ergebnis schlimmer als im Durchschnitt von den Ökonomen erwartet ausgefallen. Diese hatten mit einem leichten Wachstum in Höhe von 0,4 % gerechnet. Noch im Vormonat konnte ein Wachstum von 5,0 % verzeichnet werden. Hierbei handelt es sich um den ersten Rückgang der Industrieproduktion seit dem Corona-Ausbruch im März 2020. Ein weiteres Anzeichen der schwächelnden chinesischen Wirtschaft wird vom Einkaufsmanager-Index vermittelt. Die folgende Grafik stellt die Unterkategorie “Lieferanten-Lieferzeiten” dar, welche die Zufriedenheit mit der Dauer von Lieferungen ausdrückt. Ein Wert von 50 stellt ein neutrales Niveau dar. Steigt es darüber, sind die Einkaufsmanager besonders zufrieden mit den Lieferzeiten, ein Wert unter 50 deutet auf Unzufriedenheit und langsamere Lieferungen hin. Besonders in den vergangenen zwei Monaten lassen sich enorme Abweichungen von der Norm erkennen. Besonders das verarbeitende Gewerbe leidet unter enorm gestiegenen Lieferzeiten, was zu Produktionsrückgängen wie jetzt im April führt. Das direkte Ergebnis davon ist Inflation, denn wenn Güter oder eben Lieferkapazitäten knapp sind, dann steigen die Preise an.
Quelle: Ginmon, National Bureau of Statistics of China; Stand 30.04.2022

Wie kann der chinesische Staat reagieren?

Nicht nur bei uns, sondern auch in China selbst spüren die Menschen die verlangsamte Wirtschaft. Dabei sollte nicht vergessen werden, dass das Problem zu Teilen auch auf die chinesische Zero-Covid-Politik zurückzuführen ist. Durch dieses strikte Programm werden ganze Städte in Lockdowns versetzt, worüber wir bereits in unserem Bericht zum ersten Quartal 2022 diskutiert haben. Das Kernproblem dabei ist, dass der chinesische Staat aktuell ganze Stadtteile abriegelt, sollte dort auch nur ein einzelner Covid-Fall registriert werden. Bei Bedarf kann dies dazu führen, dass selbst für Städte wie Shanghai mit seinen 28 Mio. Einwohnern ein kompletter Lockdown verhängt wird. Dies führt dann wiederum dazu, dass der wichtige Shanghaier Hafen nicht mehr mit voller Kapazität arbeiten kann und so die Lieferkettenprobleme weiter verstärkt werden.

Mit einer seltenen Kritik warnt sogar der chinesische Ministerpräsident Li Keqiang vor einer “komplizierten und ernsten“ Krise am Arbeitsmarkt, während die Megastädte Peking und Shanghai die Beschränkungen für Einwohner verschärfen, um den Ausbruch von Covid weiter zu bekämpfen. Unternehmen sollen künftig vorrangig Maßnahmen ergreifen, um Arbeitsplätze zu erhalten und die gegenwärtigen Schwierigkeiten zu überstehen. Die Stabilisierung des Arbeitsmarkts sei nicht nur für den Lebensunterhalt der Menschen wichtig, sondern auch eine wichtige Stütze für die Wirtschaft. Im ganzen Land sollen Fabriken unter Berücksichtigung der Maßnahmen zur Bekämpfung von Covid wieder möglichst ausgelastet den Betrieb aufnehmen.

Diese Reaktion kommt nicht unerwartet, denn China befindet sich in einem großen Zwiespalt. Einerseits möchte man keine weiteren Covid-Ausbrüche riskieren, andererseits möchte der chinesische Staat wirtschaftlich unbedingt weiter wachsen. Staatspräsident Xi Jinping verfolgt seit einiger Zeit eine politische Agenda, in welcher der sozialistische Gedanke eines “Gemeinsamen Wohlstands” oberste Priorität hat. Da die Ungleichheit in China in den letzten Jahren signifikant angestiegen ist, greift die Regierung immer häufiger in die Wirtschaft ein. Diese härtere regulatorische Gangart machte sich besonders in den letzten Monaten bemerkbar. Den verstärkten Regulierungsansatz, den Xi verfolgt, bekamen gleich mehrere Branchen zu spüren, sei es Technologie, Bildung oder auch der Immobiliensektor. Hierüber haben wir in unseren vergangenen Marktkommentaren ebenfalls bereits diskutiert.

Essenziell für die in China vorherrschende Planwirtschaft ist, dass die wirtschaftliche Stabilität an erster Stelle steht. Dies bedeutet auch, dass das jährlich zu erreichende Wirtschaftswachstum zentral vorgegeben wird. Kommt es nun zu außergewöhnlichen Ereignissen, wie der Verlangsamung des Wachstums durch künstliche Hürden wie die Zero-Covid-Politik, wird China aller Wahrscheinlichkeit nach nicht tatenlos zusehen. Konjunkturprogramme zur Abfederung der wirtschaftlichen Folgen sind zu erwarten.

Die angestrebte Wiederwahl von Xi Jinping

Ein weiterer Aspekt, den man nicht aus den Augen verlieren darf: In China ist 2022 ein Wahl-Jahr. Xi Jinping stellt sich erneut zur Wiederwahl und kann sich eine schwächelnde Wirtschaft – oder gar eine Rezession – eigentlich nicht leisten. Die chinesische Bevölkerung ist in den vergangenen Jahren hart von dem rücksichtslosen Handeln der eigenen Regierung zur Eindämmung von Covid getroffen worden, weitere Probleme sollen möglichst vermieden werden. Mit der chinesischen Zero-Covid-Politik bremst man die eigene Wirtschaft jedoch aktuell künstlich aus; ein lockerer Umgang mit dem Virus könnte womöglich Wunder wirken. Die Warnung vor einem schlechten Arbeitsmarkt von oberster Stelle kommt erschwerend hinzu. Alle Zeichen deuten also darauf hin, dass der chinesische Staat von seiner harten Haltung abkehren muss, um so nicht nur das Wahl-Jahr, sondern auch sich selbst zu retten.
Am Ende würden auch wir von dieser Entwicklung profitieren, denn mit einer wachsenden chinesischen Wirtschaft würden auch einige Lieferkettenprobleme gelöst werden können. Wenn Häfen wieder frei nutzbar sind, Güter ungehindert hergestellt und transportiert werden können, dann sehen auch wir in Deutschland bald wieder stark fallende Inflationszahlen und die Weltwirtschaft ist einen Schritt näher an der Normalität.

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¹ Zielrenditen sind Prognosen und kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen.

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