Börsenweisheiten

Börsenweisheiten

In der Finanzwelt gibt es viele Ratschläge und Tipps, die angeblich zum absoluten Erfolg beim Investieren führen sollen. Diese sogenannten Börsenweisheiten sollen kurz und knapp erklären, wie man an der Börse erfolgreich sein kann und was man unbedingt vermeiden sollte. Zumeist sind die Sprüche von namhaften Persönlichkeiten aus der Finanzwelt, die sich jahrelang mit der Thematik beschäftigt haben. Aber wie viel Wahrheitsgehalt haben diese Börsenweisheiten eigentlich und was bedeuten Sie genau?

1. „Hin und Her macht Taschen leer“


Dieser Satz beschreibt einen Umstand, der quasi für jeden Anleger gilt. Häufige Transaktionen an der Börse sind kostspielig und schmälern zudem nachweislich die langfristige Performance Ihres Portfolios.


Denn Anleger, die durch häufige Ein- und Auszahlungen versuchen den Markt zu schlagen, werden schnell feststellen, dass niemand den Markt vorhersehen kann – und dass es deshalb besser ist, es gar nicht erst zu versuchen.


2. „Lege nicht alle Eier in einen Korb“


Diese Börsenweisheit bezieht sich auf die sogenannte Diversifikation. Der absolut beste Weg, um die höchsten Renditen mit dem geringsten Risiko zu erzielen, ist die Diversifikation durch Investitionen in sehr viele Einzeltitel, anstatt eine Handvoll Aktien auszuwählen, von denen Sie hoffen, dass sie die Sieger sein werden.


Die Diversifikation ist ein wirtschaftswissenschaftliches Wunder, für das schon Nobelpreise vergeben wurden, denn nur durch sie ist es möglich, langfristig das optimale Verhältnis aus Rendite und Risiko zu erwirtschaften.


Der Trick dabei ist, dass die erwartete Rendite konstant bleibt, während das Risiko mit zunehmender Diversifikation stetig sinkt. In der Praxis bedeutet Diversifikation, dass Ihr Portfolio auf verschiedene Anlagearten und -stile, Länder, Unternehmensgrößen und Branchen aufgeteilt werden sollte.


3. „Greife nicht in ein fallendes Messer“


Dieses Zitat zeigt, wieso prozyklische Investitionen so problematisch sind. Viele Anleger handeln prozyklisch – Sie kaufen Aktien, wenn die Kurse bereits gestiegen sind und verkaufen erst, nachdem bereits ein Kursrutsch stattgefunden hat.


Man könnte also sagen: Ihnen entgeht der Großteil des Kursanstieges, sie nehmen aber die anschließende Abwärtsphase überwiegend mit und verkaufen dann am absoluten Tiefpunkt aus Panik ihre Anteile.


Diesen Fehler sollten Sie unbedingt vermeiden, um wirklich von den Entwicklungen am Kapitalmarkt zu profitieren.


4. „Kaufen, wenn die Kanonen donnern, verkaufen, wenn die Violinen spielen“


Besser ist es dagegen auf eine antizyklische Investition zu setzen – wie auch in diesem Zitat vom Bankier Carl Mayer von Rothschild deutlich wird.


Das Konzept des antizyklischen Investieren ist es, kontinuierlich jene Wertpapiere zu kaufen, die unterbewertet sind, und im Gegenzug bei sehr gut bewerteten Titeln Gewinne zu realisieren und zu verkaufen.


Gerade in Krisensituationen verfolgen viele Profis eine antizyklische Anlagestrategie, was auch die grundlegende strategische Investment-Philosophie hinter der Ginmon-Anlagestrategie ist.


5. „Sell in May and go away“


Diese Börsenweisheit baut auf der Behauptung auf, dass die Aktienmärkte sich in den Sommermonaten schlechter entwickeln, als im Rest des Jahres.


Auch wenn es tatsächlich wahr ist, dass die Investmentaktivität der Börsen in den Sommermonaten tendenziell ein wenig schwächer ausfällt, kann daraus noch keine fundierte Anlagestrategie abgeleitet werden.


Analysen belegen zudem, dass durch das Befolgen dieser Weisheit kein besseres Ergebnis erzielt wird, als wenn die Aktien über die Sommermonate gehalten werden.


Generell sollte man sehr stark aufpassen, wenn es um Börsenweisheiten geht, die perfekte Ein- oder Ausstiegszeitpunkte an der Börse versprechen wollen.


Besser ist es, konstant und langfristig investiert zu sein, beispielsweise mit einem Sparplan. So können Sie vermeiden die „besten Tage“ an der Börse zu verpassen und können schlechte Phasen immer wieder ausgleichen.


6. „An der Börse sind 2 mal 2 niemals 4, sondern 5 minus 1.“


Dieses Zitat soll ausdrücken, dass man an der Böse stets die Nerven behalten sollte, um das Jahr mit dem „minus 1“ auszuhalten.


Börsen steigen nämlich nicht linear an – kurzfristige Ausschläge nach unten sind also vollkommen normal. Davon sollten Sie sich nicht verrückt machen lassen. Insbesondere beim Blick auf die Allzeit-Entwicklung des MSCI World hat es sich bewährt, turbulente Marktphasen und Risiken durchzustehen.


Das kostet zwar Nerven, lohnte sich auf lange Sicht bisher aber immer. Generell ist es wichtig, bei einer Geldanlage am Kapitalmarkt Ihre Emotionen außen vor zu lassen, da diese zu überstürtzen und unüberlegten Handlungen führen können.


Fazit


Abschließend kann man festhalten, dass die meisten Börsenweisheiten durchaus einen gewissen Wahrheitsgehalt haben und auch als Hilfe für eine Investition an der Börse genutzt werden können.


Dennoch gibt es auch Börsenweisheiten, die sich gegenseitig widersprechen oder die früher möglicherweise funktioniert haben – heute aber einfach nicht mehr zeitgemäß sind.


Besonders vorsichtig sollten Sie mit Börsenweisheiten umgehen, die versuchen perfekte Ein- und Ausstiegszeitpunkte an der Börse vorherzusagen, was schlichtweg nicht möglich ist.

Fabian Knigge, Chief Investment Officer bei Ginmon


Letztendlich muss jeder für sich selbst entscheiden, welchen Weisheiten er folgen will und wie er letztendlich eine Investition an der Börse angehen will.