Markteffizienzhypothese
Die Markteffizienzhypothese wurde 1970 vom US-amerikanischen Wissenschaftler Prof. Eugene Fama formuliert. Das Nobelpreiskomitee hat diese in der Preisverleihung an Eugene Fama 2013 explizit angeführt. Die Kernaussage der Markteffizienzhypothese ist, dass alle auf den Finanzmärkten vorhandenen, preisrelevanten Informationen bereits im Marktpreis enthalten sind.
Der Marktpreis als bestmöglicher Schätzer
Der sich als Ergebnis aller individuellen Informationsanalyse- und Handelsaktivitäten ergebende Marktpreis spiegelt im Endeffekt die wertgewichtete, gemeinsame Haltung der Marktteilnehmer wider.
Der Marktpreis ist somit der bestmögliche Schätzer des fundamentalen Wertes eines Vermögensgegenstandes. Mögliche Informationen, die in der Zukunft zu Veränderungen des Preises führen könnten, sind momentan unbekannt. Ansonsten hätte diese kollektive Intelligenz sie bereits im Preis berücksichtigt.
Das schließt nicht aus, dass es einzelnen Marktteilnehmern gelingt, hier und da eine genauere Schätzung der Wertentwicklung abzugeben. Es ist nur fast unmöglich dies langfristig und wiederholt zu schaffen.
Die 3 Arten der Markteffizienz:
Schwache Markteffizienz: Auf Grundlage der historischen Kursentwicklung kann kein dauerhafter Gewinn erzielt werden, da diese Informationen schon durch Marktteilnehmer verarbeitet wurden.
Mittelstarke Markteffizienz: Alle öffentlich verfügbaren Informationen z.B. Nachrichten, Analysen etc. bringen keine Vorteile für individuelle Anleger, da sie bereits im Kurs enthalten sind. Die fundamentale Aktienanalyse brächte daher keinen Mehrwert, da all diese Informationen schon in die Kurse eingepreist seien.
Starke Markteffizienz: Selbst Insider-Informationen bringen keine Vorteile für das Erzielen einer Überrendite, die absolute Nicht-Vorhersagbarkeit von Aktienkursen ist daher die unmittelbare Folge. Der Fakt, dass Insiderhandel jedoch stattfindet und sich kurzfristig lohnt, spricht gegen diese Hypothese.
Der Marktindex schlägt 99 % der aktiv gemanageten Aktienfonds
Da der aktuelle Marktpreis am besten die korrekte Bewertung eines Assets widerspiegelt, ist es Investoren nicht möglich durch Vorhersagen systematisch eine Überrendite zu erzielen. Aktienpreise folgen einem sogenannten “Random Walk with Drift”.
Random Walk meint hier, dass sie nicht prognostizierbar sind. Die Drift Komponente reflektiert, dass die Märkte langfristig einem Aufwärtstrend folgen.
In einem effizienten Markt ist eine aktive Strategie immer auch eine Wette gegen den Marktkonsens. Der Versuch durch das Prognostizieren der Wertentwicklung Überrenditen zu erwirtschaften ist wenig mehr als ein Glücksspiel.
Auf lange Sicht gelingt dies nachweislich auch professionellen Marktteilnehmern wie z.B. aktiv verwalteten Investmentfonds, meist nicht. (Beispielsweise titelt die Financial Times 2016, dass 99 % der aktiv gemanagten, amerikanischen Aktienfonds vom Marktindex geschlagen werden).
Darüber hinaus wechselt die Zusammensetzung der Gruppe, denen es gelingt den Markt zu schlagen, ständig. Dies verdeutlicht nochmals die Unwahrscheinlichkeit, den Markt langfristig zu schlagen.
Kritik an der Hypothese: Ausnutzung der Ineffizienzen macht die Märkte effizienter
Natürlich gibt es auch Kritik an der Markteffizienzhypothese. An ihr hat sich die vielleicht bedeutendste Debatte in der Finanzwissenschaft der vergangenen fünfzig Jahre entfaltet.
Die Wissenschaftler haben sich grundsätzlich darauf geeinigt, dass die Finanzmärkte näherungsweise effizient sind (sogenannte “Near-Efficiency”).
Das Grossmann-Stiglitz Paradox z.B. besagt, dass die Märkte nicht perfekt effizient sein können, weil die Marktteilnehmer dann nicht motiviert sind, die Ineffizienzen zu identifizieren und diese zu beseitigen.
Es braucht Zeit, Ressourcen und finanzielle Anreize um die neuen Informationen zu suchen, zu analysieren, zu bewerten und die Preise auf dem Markt entsprechend neuen Vorstellungen anzupassen.
Die aktiven Investmentstrategien, die versuchen Ineffizienzen auszunutzen, spielen somit eine wichtige Rolle darin Märkte effizienter zu machen.
Der unter einem Pseudonym schreibende Finanzexperte Jesse Livermore behauptet sogar, dass passive Investoren die Markteffizienz erhöhen. Was zuerst kontraintuitiv klingt, macht auf den zweiten Blick jedoch Sinn.
Anstatt uninformierte Investmententscheidungen zu treffen oder konsequent unterdurchschnittlich rentable aktive Fonds zu nutzen, investieren Anleger über ETFs kostengünstig in den Markt. Für sie also eine überlegene Option. Und es werden unerfahrene, uninformierte Aktionen aus dem Markt entfernt.
Auf diese Weise erhöht sich das durchschnittliche Qualifikationsniveau des aktiven Segments des Marktes. Dadurch wird der Markt effizienter und schwieriger zu schlagen.
Bedeutet das einen “Free Lunch” für private Anleger? Im effizienten Markt kann der langfristige private Anleger von der Arbeit zahlreicher Teilnehmer profitieren, ohne die Kosten für die Beseitigung der scheinbaren Ineffizienzen zu tragen, oder Gefahr zu laufen durch ungeschicktes Verhalten selbst Ursache dieser Ineffizienzen zu werden.
Für jede Überrendite muss es schließlich auch eine Unterrendite geben. Mit einer prognosefreien langfristigen Strategie vermeidet man, selbst der Grund für die Überrendite Anderer zu sein — von Anderen ausgenutzt zu werden.
Fazit
Darüber, wie effizient die Märkte sind und welches der Effizienzniveaus der Markteffizienzhypothese zutrifft, kann lange diskutiert werden. Die wichtigste, für den Privatanleger praktische Schlussfolgerung ist, dass langfristig konsistente Überrenditen durch aktive Strategien höchst unwahrscheinlich sind.
Selbst wenn Preise nicht immer vollständig korrekt sind, wäre der individuelle Privatanleger (und sogar die meisten Profis) unter Berücksichtigung aller Kosten und Risiken nicht in der Lage systematisch davon zu profitieren.
Mithilfe von ETFs lassen sich sowohl gesamte Indizes als auch einzelne Märkte replizieren. Das ermöglicht eine breite Diversifikation und das Ausnutzen der einzigartigen kollektiven Intelligenz der Märkte.
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