Zinsstrukturkurve
Das Verhältnis verschiedener Zinssätze im Bezug auf deren Laufzeit bezeichnet man in der Finanzbranche als Zinsstrukturkurve. Zinsstrukturkurven nutzen Kapitalmarkt-Händler als Basisinstrumente für ihre zukünftigen Anlageentscheidungen auf den Kapitalmärkten dieser Welt. Ökonomen dienen sie als Indikator für die zukünftige Konjunkturentwicklung in den jeweiligen Ländern. Jedes Land hat seine eine eigene Zinsstrukturkurve. Die Zinsstrukturkurve gibt aber auch praktische Hinweise, wenn es etwa darum geht, mit der Bank die Zinsbedingungen für einen Hypothekenkredit auszuhandeln. Schließlich geht es um die Frage, ob und inwieweit sich eine langfristige Zinsbindung lohnt.
Wie wird die Zinsstrukturkurve erstellt?
Um eine Zinsstrukturkurve (oder kurz Zinskurve) zu erstellen, benötigt man die Renditen von Staatsanleihen eines Landes mit unterschiedlichen Laufzeiten (ein Jahr, zwei Jahre, 5 Jahre usw.).
Für jede dieser unterschiedlichen Laufzeiten wird die Rendite der Anleihe in Abhängigkeit von ihrer Laufzeit grafisch abgebildet.
Anhand dieser grafischen Darstellung kann die Zinsentwicklung für Anleihen mit unterschiedlichen Laufzeiten zueinander ermittelt und auf Grundlage dieser Daten zum Beispiel eine Prognose für die Konjunkturentwicklung der kommenden Jahre aufgestellt werden.
Wie sehen Zinsstrukturkurven aus?
Grundsätzlich unterscheidet man bei Zinsstrukturkurven zwischen drei verschiedenen Ausprägungen:
Normale (steigende) Zinsstrukturkurve
Die Zinskurve ist meist steigend, d.h. für eine längere Laufzeit der Anleihe werden in der Regel auch höhere Zinsen bezahlt. Das kann der Ausdruck dafür sein, dass der Markt höhere Zinsen in der Zukunft erwartet.
Ebenfalls wird die längere Bindungsdauer mit einer Liquiditätsprämie und einer Risikoprämie abgegolten. Schließlich ist eine Staatsanleihe eine Art von Kredit an den Staat.
Je länger die Laufzeit dieses Kredits, desto länger ist das Kapital gebunden und desto größer ist das Risiko, dass in der Zwischenzeit etwas schiefgeht.
Wie der Name bereits andeutet, ist diese Form einer Zinsstrukturkurve die am häufigsten auftretende. Ein Musterbeispiel für eine normale Zinsstrukturkurve sind Festgeldkonten.
Die goldene Regel lautet hier: „Wer länger spart, wird mit steigenden Zinsen belohnt.“
Flache Zinsstrukturkurve
Im Fall einer linearen Zinskurve spielt die Bindungsdauer des Kapitals keine Rolle. Unabhängig von Anlagezeitraum bleibt die jährliche Rendite gleich.
Dies deutet meist auf eine Übergangsphase der Wirtschaft hin, entweder von einer Rezession zu Wachstum oder von Wachstum zu einer Rezession.
Inverse (fallende/negative) Zinsstrukturkurve
Bei einer fallenden Zinskurve werden paradoxerweise für längere Anlagehorizonte weniger Zinsen als für kurzfristige Anlagehorizonte bezahlt.
Eine inverse Zinskurve kann auf unterschiedliche Art erklärt werden.
Eine inverse Zinsstrukturkurve gilt vielen als Warnsignal für eine zukünftige Rezession. Tatsächlich hat sich historisch gezeigt, dass zwar nicht allen, aber doch vielen wirtschaftlichen Abschwüngen eine Phase mit inversen Zinsstrukturkurven vorausging.
Wenn also Anleger mehrheitlich sinkende Zinsen erwarten (zum Beispiel in Erwartung einer Zinssenkung der Notenbank während einer Rezession), dann hat dies zur Folge, dass sie verstärkt langlaufende Anleihen mit vergleichsweise noch hoher Verzinsung kaufen, solange es diese noch gibt.
Es steigt also die Nachfrage nach langlaufenden Anleihen und es sinkt im Umkehrschluss das Interesse an Kurzläufern. Das Gesetz von Angebot und Nachfrage gilt also auch in diesem Fall!
Somit kann eine Zinsstrukturkurve durchaus als ein bewährtes Frühwarnsystem angesehen werden. So zeigte sich beispielsweise etwa kurz vor Beginn der Immobilien- und der folgenden Finanzkrise in den USA eine stark inverse Zinsstrukturkurve.