Fintech

Der Ausdruck Fintech, kurz für Financial Technology, setzt sich aus den beiden englischen Begriffen “financial services” und “technology” zusammen und bedeutet übersetzt “Finanztechnologie”. Dies beschreibt die zunehmende moderne Technologie im Finanzdienstleistungsbereich. Die Entwicklung von Fintech Unternehmen wird vor allem von Startups vorangetrieben, wobei auch andere Akteure daran teilhaben.

Arten von Fintechs


Man unterscheidet im wesentlichen vier Richtungen von Fintech Unternehmen.


1.) Peer-to-Peer Lending


Beim Peer-to-Peer Lending, kurz P2P, handelt es sich um eine Methode, die es ermöglicht Kredite von Privatperson zu Privatperson zu vergeben. P2P-Plattformen stellen dabei den direkten Kontakt zwischen den Privatpersonen untereinander her.


Die Plattform ermöglicht den Anlegern in eine große Anzahl von Krediten direkt zu investieren und sich damit attraktive Zinsen zu sichern. Kreditnehmer haben durch P2P die Chance auch außerhalb von Banken an ein Darlehen zu kommen.


Die P2P-Plattform stellt ausschließlich den Marktplatz dar, auf dem die Geldnachfrage der Kreditnehmer auf das Geldangebot der Investoren zusammen trifft.


Die Plattform ist, im Gegensatz zu Banken, nicht dafür zuständig einen Kredit zu gewähren oder abzulehnen, sondern stuft lediglich die Bonität, also die langfristige Zahlungsfähigkeit der Kreditnehmer, in verschiedene Risikoklassen ein.


2.) Crowdfunding


Das Wort Crowdfunding setzt sich aus den beiden englischen Begriffen “Crowd” (Menschenmenge) und “Funding” (Finanzierung) zusammen. In Deutschland bezeichnet man diese Finanzierungsmethode auch als Schwarmfinanzierung.


Beim Crowdfunding wendet sich der Projektinitiator über eine Crowdfunding-Plattform direkt an die Öffentlichkeit, um eine Vielzahl von Interessenten zu erreichen und für eine gemeinschaftliche Finanzierung zu gewinnen.


Im ersten Schritt stellt der Projektstarter das Projekt, die Höhe des Finanzierungsziel, den Finanzierungszeitraum und die zu erwartenden Gegenleistungen vor. In der Finanzierungsrunde entscheiden sich die Menschen persönlich, mit welchem Betrag sie sich finanziell am Projekt beteiligen wollen.


Nachdem das Finanzierungsziel erreicht wurde, bekommt der Projektinitiator sein Geld ausgezahlt und kann mit der Umsetzung beginnen. Sobald das Projekt umgesetzt wurde, erhalten die Investoren ihre Gegenleistung.


Das Besondere am Crowdfunding ist, dass Anleger direkt, also ohne Zwischenhändler oder andere Institute, in Projekte investieren.


Dadurch müssen die Projekte äußerst transparent dargestellt werden, um zum einen das Interesse und zum anderen das Vertrauen der Crowd zu gewinnen.


3.) Blockchain


Eine Blockchain ist eine dezentrale auf Computern verteilte, fälschungssichere Datenbank, in der Transaktionen chronologisch protokolliert und unverändert abgebildet werden.


Diese Technologie ermöglicht es, Eigentumsverhältnisse direkter und effizienter als bisher zu sichern, da die lückenlose und unveränderte Datenaufzeichnung die Grundlage bildet.


In einer Blockchain werden beispielsweise Kontostände und Transaktionen als Datenblöcke dargestellt. Es handelt sich somit um sichere und stets aktuelle Verzeichnisse, in denen Transaktionen nachvollziehbar für alle Teilnehmer dokumentiert werden.


Die Blockchain werden kontinuierlich chronologisch, wie eine Kette, weitergeführt und erweitert. Bitcoin war die erste, dezentrale, digitale Kryptowährung, die eine erfolgreiche Umsetzung der Blockchain gezeigt hat. Alle jemals getätigten Bitcoin-Transaktionen werden daher in einem dezentralen, öffentlichen Buchhaltungssystem protokolliert, das durch weitere Transaktionen stetig wächst.


Da die Blockchain sichere und nicht manipulierbare Transaktion im Netz ermöglicht, ist sie auch außerhalb von Bitcoins interessant.


4.) Digital Wallet


Mit dem Begriff “Digital wallet”, auch E-Wallet genannt, bezeichnet man ein Zahlungssystem, das die Zahlungsinformationen und Passwörter der Nutzer sicher speichert und bargeldlose Zahlungsarten im Internet ermöglicht.


Die Verwendung eines digital Wallets, also einer digitalen bzw. elektronischen Geldbörse, erleichtert und beschleunigt somit den Bezahlvorgang. Außerdem verbessert es die Sicherheit der Kunden, die den Händlern nun keine finanziellen Daten mehr übermitteln müssen.


Es gibt zwei Möglichkeit eine digitale Geldbörse zu benutzen. Zum einen hat man die Möglichkeit, das Wallet per Kreditkarte oder Überweisung aufzuladen und es anschließend solange zu nutzen, bis das Guthaben der digitalen Geldbörse aufgebraucht wurden. Diese Art bezeichnet man auch als Prepaid-Wallet.


Zum anderen kann der Kunde in seiner Wallet ein Referenzkonto hinterlegen, von dem bei jeder Transaktion der Einzug des Geldes stattfindet. Bei dieser Variante kann der Inhaber solange mit der Wallet bezahlen wie das Referenzkonto gedeckt ist.


Der Vorteil von E-Wallets besteht darin, dass Transaktion viel schneller und häufig auch einfacher als gewöhnliche Transaktionen verlaufen.


Ziele von Fintech


Startups und Unternehmen nutzen Finanztechnologie, um klassische Prozesse durch moderne Technologien zu verbessern und neu anzubieten. Dabei steht vor allem die Verbesserung der Informations- und Kommunikationstechnik im Vordergrund.


Mit Hilfe von Computersoftware, Online-Plattformen und Apps soll eine benutzerfreundliche Bedienung, eine hohe Transparenz sowie die Strukturierung von Prozessabläufen ermöglicht werden.


Durch die Digitalisierung und der damit verbundenen Automatisierung wird die wirtschaftliche Effizienz erheblich gesteigert. Davon profitieren auch die Hersteller der Fintech Unternehmen.


Im Vergleich zur klassischen Abwicklung von Prozessen wird mithilfe von Finanztechnologie nicht nur Zeit und Kosten, sondern auch Ressourcen gespart.


Die Entstehung und Entwicklung von Fintech


Der Ursprung der Fintech-Bewegung kommt aus den USA und ist vermutlich aus dem Misstrauen gegenüber traditionellen Banken durch die Finanzkrise 2007/2008 entstanden.


Ein weiterer Aspekt, der zur Entwicklung der Bewegung beitrug, waren die wenig innovativen Entwicklungen der Banken, während sich die Gesellschaft immer mehr in Richtung Digitalisierung bewegte.


Weltweit wird die Zahl der Fintech-Unternehmen mittlerweile auf über 12.000 geschätzt, die sich in 16 Tätigkeitsbereiche unterteilen lassen. Für die Entwicklung wurden 2015 bereits 21 Milliarden US-Dollar bereitgestellt.


Damit wurden aus vielen jungen Startups wachstumsstarke Unternehmen. Zur rasanten Entwicklung der Unternehmen tragen aber auch ihre Eigenschaften und Merkmale bei. Viele Geschäftsmodelle von Fintechs basieren auf Algorithmen, die schnell reagieren und sich an die Umstände flexibel anpassen.


Dadurch wird das Eingreifen von Menschen stark reduziert. Außerdem benötigen sie kein großes Geschäftsgebäude oder ein breites Netz an Geschäftsstellen, da es, im Vergleich zu Banken, kaum persönlichen Kundenkontakt gibt.


Trotzdem ist das Angebot an Fintechs begrenzt, vor allem wenn es um beratungsintensive Bankgeschäfte geht. Zudem bereiten einige regulatorische Maßnahmen, wie zum Beispiel bestimmte Lizenzen, den Unternehmen Schwierigkeiten.


Fintech-Unternehmen werden zunehmend zu einer Konkurrenz für traditionelle Kreditinstitute. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, spielen Kooperationen mit Fintechs in der strategischen Ausrichtung der Institute eine immer größer werdende Rolle.


Daher handelt es sich bei den Partnerschaften um keinen vorübergehenden Trend, sondern vielmehr um eine langfristige Entscheidung, die Innovationen in der Finanzbranche vorantreiben soll.