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Mit 55 in Rente?

Mit 67 in Rente gehen? Was für die gesetzliche Rentenversicherung eine bitter nötige Anpassung war, bedeutet für viele Menschen in Deutschland ein sehr langes und oft hartes Arbeitsleben. Fast jeder möchte eigentlich früher in Rente gehen als gesetzlich vorgeschrieben. Doch das ist je nach Rentenbeginn mit teils großen Abschlägen verbunden. Wer doch früher seinen Lebensabend genießen möchte, muss also auf private Rücklagen zurückgreifen.
Mit 55 in Rente?

Wie hoch sind die Rentenabschläge bei vorzeitigem Renteneintritt?

Mittlerweile ist für die meisten Deutschen der Renteneintritt erst mit 67 Jahren möglich. Die Regelaltersgrenze für die gesetzliche Rente wird seit 2012 schrittweise angehoben. Für gesetzlich Versicherte ab Jahrgang 1964 gilt bereits die Regelaltersgrenze von 67 Jahren. Einzig langjährig Versicherte mit mindestens 45 Beitragsjahren dürfen zwei Jahre früher mit 65 Jahren in Rente. Für die Rente mit 63, welche die Große Koalition 2014 auf den Weg gebracht hat, qualifiziert sich heute tatsächlich niemand mehr.
Doch 45 Beitragsjahre erreichen heute nur noch die wenigsten Arbeitnehmer, weshalb ein vorzeitiger Renteneintritt für die meisten nur mit Abschlägen möglich wäre. Der Abschlag auf die gesetzliche Rente beträgt dann 0,3 % pro Monat des vorzeitigen Renteneintritts, höchstens jedoch 14,4 %, wenn man vier Jahre vor dem gesetzlichen Eintrittsalter in Rente geht. Ein noch weiter vorgezogener Renteneintritt ist nicht möglich.

Wie viel Rente darf ich überhaupt erwarten?

Die Deutsche Rentenversicherung informiert einmal im Jahr alle Versicherten, die mindestens 27 Jahre alt sind und fünf Jahre in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt haben, darüber, wie hoch die Rentenansprüche sind. Die Renteninformation beinhaltet Informationen darüber:
  • Wie hoch die Rentenansprüche aktuell bereits sind
  • Wie hoch die gesetzliche Rente ausfallen könnte, wenn die Beiträge zur Rentenversicherung bis Renteneintritt so hoch bleiben wie im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahren
  • Wie hoch die Erwerbsminderungsrente bei plötzlicher Erwerbsminderung ausfallen würde
  • Wann der Versicherte ohne Abschläge in Rente gehen kann
Zusätzlich bietet die Deutsche Rentenversicherung online auch einige hilfreiche Rechner, um die Höhe der zukünftigen Rente abzuschätzen.
Im Jahr 2020 betrug die durchschnittliche monatliche Rente vor Steuern € 989, wobei westdeutsche Männer mit € 1.182 im Schnitt die höchsten Renten beziehen und westdeutsche Frauen mit € 774 die niedrigsten. Dies wird auch als Gender Pension Gap bezeichnet.
Quelle: Deutsche Rentenversicherung, 2021
Aufgrund des demographischen Wandels wird jedoch erwartet, dass die Zahl der Beitragszahler im Verhältnis zu Rentenbeziehern immer weiter sinken wird. Während im Jahr 1992 noch 2,7 Beitragszahler einem Rentner gegenüberstanden, ist diese Zahl bis 2019 auf 2,0 gesunken. Im Jahr 2033 erwartet das Statistische Bundesamt, dass nur noch 1,5 Arbeitnehmer auf einen Rentner kommen. Dies stellt das deutsche, umlagefinanzierte Rentensystem vor enorme Herausforderungen. Tatsächlich erwartet die Deutsche Rentenversicherung, dass die Aufrechterhaltung des Umlagesystems nur möglich ist, wenn das Rentenniveau – und damit die Renten – faktisch sinken. Es ist also in keinem Fall sicher, dass die zukünftige Rente einmal so hoch ausfallen wird, wie es vielleicht aktuell noch erwartet wird.

Kann ich mit 55 in Rente gehen?

Die Frage, ob man frühzeitig – vielleicht sogar schon mit 55 Jahren – in Rente gehen kann, hängt also maßgeblich davon ab, wie viel man privat gespart hat. Denn selbst, wenn das Rentenniveau nicht sinken sollte, reichen € 989 Rente für die meisten Menschen nicht aus, um ihren Lebensstandard im Alter aufrechtzuerhalten. Im Folgenden wollen wir einmal beispielhaft abhängig vom Alter berechnen, wie viel man privat gespart haben sollte, um mit 55 Jahren in Rente gehen zu können.
Dabei gehen wir davon aus, dass im Alter inflationsbereinigt € 3.000 pro Monat benötigt werden, um den Lebensstandard zu halten und nehmen an, dass die gesetzliche Rente der aktuellen Durchschnittsrente von € 989 entspricht. Dann gilt es zunächst einmal, den Zeitraum vom vorzeitigen Ruhestands-Eintritt mit 55 Jahren bis zum frühestmöglichen Renten-Eintrittsalter von 63 Jahren zu überbrücken. Denn bis auf wenige, spezifische Ausnahmen ist die Zahlung einer staatlichen Rente vor dem 63. Lebensjahr nicht möglich. Für diesen Zeitraum von 8 Jahren müssen somit genügend private Ersparnisse vorliegen, um eine monatliche Auszahlung i.H.v. € 3.000 zur Verfügung zu haben.
Ab dem vorzeitigen Renteneintritt mit 63 Jahren würde dann die gesetzliche Rente fällig, jedoch vermindert um den maximalen Rentenabschlag i.H.v. 14,4 %. Nach Abschlägen verbleiben somit nur € 846 monatlich. Die Lücke zwischen gesetzlicher Rente und dem, was man zum Halten des Lebensstandards benötigt, beträgt dann noch ca. € 2.150 pro Monat, die es durch eigene Ersparnisse zu kompensieren gilt. Bei unserer Berechnung berücksichtigen wir anfallende Steuern inkl. Kirchensteuer und gehen von einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 86 Jahren aus.
Bevor wir die Ergebnisse präsentieren, noch ein wichtiger Hinweis: die eigenen Ersparnisse sind grundsätzlich endlich und daher nicht mit einer lebenslangen Rente vergleichbar. Die Wahl der Lebenserwartung ist somit nicht unerheblich, da diese Annahme bestimmt, für wie viele Jahre die Ersparnisse nach dem vorzeitigen Ruhestand reichen müssen. Daher sprechen wir in diesem Kontext auch nicht von einer “Rente” im eigentlichen Sinne, da im Vergleich zur gesetzlichen Rente das Risiko besteht, dass man die eigenen Ersparnisse “überlebt”. Im Zweifel ist es also empfehlenswert, wenn möglich, mehr anzusparen, um so dem Langlebigkeitsrisiko zu begegnen.

So viel müssten Sie heute schon gespart haben, um mit 55 in Rente gehen zu können

Das Ergebnis unserer Berechnung sieht man in der unten stehenden Grafik. Diese gibt an, wie viel man heute investieren müsste, um mit 55 Jahren in Rente gehen zu können, und zwar abhängig vom Alter heute und einem etwaigen Sparplan.
Quelle: Ginmon Rentenrechner
Wenig überraschend ist die Erkenntnis, dass man – je älter man ist – immer größere Summen aufwenden muss, um das angestrebte Auszahlungsziel von € 3.000 pro Monat ab dem 55. bzw. € 2.150 ab dem 63. Lebensjahr erreichen zu können. Wer erst mit 50 Jahren anfängt und keinen Sparplan nutzen möchte, müsste heute ganze € 539.000 investieren. Als 40-Jähriger wären dafür nur vergleichsweise geringere € 407.000 nötig.
Was man aber auch sieht, ist die Kraft, die ein Sparplan für die private Vorsorge entfalten kann. So kann die Last einer hohen Einmalanlage stark verringert werden. Ein heute 30-jähriger Sparer benötigt mit einer monatlichen Sparrate von € 1.000 nur eine Erstanlage von € 500 und hätte bis zum 55. Lebensjahr dennoch ausreichend Vermögen angespart.

Was kann ich tun, wenn ich nicht so viel sparen kann?

Natürlich ist diese Berechnung stark vereinfacht und geht von diversen Annahmen aus. Eine nicht ganz unerhebliche Annahme ist vor allem die, dass das gesetzliche Rentenniveau nicht, wie von der Deutschen Rentenversicherung prognostiziert, sinkt. Um diesem Risiko zu begegnen, ist Eigeninitiative bei der privaten Altersvorsorge heute mehr denn je gefragt. Doch nicht jeder kann heute auf einen Schlag mehrere zehn- oder hunderttausend Euro aufbringen oder jeden Monat € 1.000 beiseitelegen. Was kann ich also tun, wenn ich nicht so viel sparen kann?
Das Wichtigste ist: nicht abwarten, sondern sofort loslegen! Auch kleine Beträge können über einen langen Zeitraum eine große Wirkung entfalten, wenn man denn frühzeitig anfängt. Sparpläne helfen zudem bei der Disziplin. Denn dadurch wird ganz automatisch monatlich ein gewisser Betrag angelegt, ohne dass man selbst tätig werden müsste. Außerdem sorgt er dafür, dass man sich keine Gedanken um den idealen Einstiegszeitpunkt machen muss. Durch den sogenannten Cost-Average-Effekt wird das Risiko des falschen Timings eliminiert.
Um unsere Kunden bei der privaten Vorsorge zu unterstützen, haben wir zudem einen Rentenrechner entwickelt. Damit kann jeder selbst errechnen, wie viel Geld man heute sparen müsste, um im Alter seinen Lebensstandard halten zu können.

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¹ Zielrenditen sind Prognosen und kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen.

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